Manchmal passieren Dinge, die eigentlich nicht passieren können. Und dann ist es auch noch diese Durchbrechung der Naturgesetze, die dazu noch glücklich macht. So jedenfalls ist es mir gegangen: Neugierig hatte ich die Ankündigung eines Schreibworkshops von Gabriele Rejschek-Wehmeyer gelesen – Schreiben mit dem Duft der Orange.

„Vom Duft inspirieren lassen und mit Neugier auf die Worte schauen. Das ist Glück.“

Schon beim Lesen des Ankündigungstextes musste ich lächeln – das klang nach einem Tag, wie ich ihn gebrauchen konnte. Unterbrechung der Alltäglichkeit und etwas tun, das ich noch nie getan hatte. Zu einem Duft schreiben, sich inspirieren lassen von einem Hauch von Leben für sein eigenes Leben . . .

Dann passierten Dinge, die eigentlich nicht passieren können. Plötzlich lagen statt Steinen lauter saftige Orangen im Weg, die nur darauf warteten, verzehrt zu werden. Oder es war mit einem Mal die Orange, die wusste, worauf es im Leben wirklich ankam. Statt von Problem zu Problem zu hetzen, das Leben irgendwie zu versuchen, lebte sie es einfach. Ohne jegliche Anstrengung hing sie einfach am Baum und wurde trotzdem mit jedem Tag praller und runder.

Das jedenfalls waren Wortschätze der anderen Teilnehmehmerinnen. Und in meinem eigenen Text hielt mich die Orange an, über das Tempo in meinem Leben nachzudenken.

Alles ist möglich, wenn man Perspektive wechselt.

Seit wann können Orangen sprechen? So ähnlich lautete auch der Schreibimpuls von Gabriele Rejschek-Wehmeyer, der uns zu diesen Texten geführt hat. Einmal die Perspektive wechseln und schon passieren Dinge, die eigentlich so nicht passieren können. Zum Beispiel ist man, ohne dass man genau weiß, warum, ein ganzes Stück orangiger, glücklicher. So jedenfalls ist es mir gegangen.

Wieder zuhause, traute ich mich kaum, die Orange aus dem Obstkorb zu essen – schließlich wusste ich jetzt, dass Orangen auch Gefühle haben.
Dafür habe ich nun Lust, öfter mal die Perspektive zu wechseln, mich von einem Duft inspirieren zu lassen und mit Neugier auf die Worte zu schauen, die dann womöglich vor meinen Augen und meinem Leben zu tanzen beginnen.

Text: Kirsten Schwert
Foto: G. Rejschek-Wehmeyer, Leon Rejschek

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