Die Schreib-Insel
Ach wie schön, Gabriele sagt: „dranbleiben“. Und dieses setzt sich gleich zu mir an den Tisch, denn ich habe das Gefühl, ganz lange nicht geschrieben zu haben. Doch das hat es schon vorher gegeben und ich habe immer zurückgefunden. Also: dranbleiben, trotz aller Wirbel und Veränderungen, die Schreib-Insel nicht aus dem Blick verlieren, vielleicht bei der nächsten Welle wieder dort ankommen und Papier und Stift auspacken – so wie jetzt und durchatmen. Und abwarten, welche Worte sich einfinden. Ich darf mir dafür Zeit lassen. © Jutta K.
Einfach nur schreiben. Keine großen Themen lösen. Alles ist gut. Völlig ungewohnt. Wunderbar. Sich an das Wohlfühlen gewöhnen. Langsam, in meinem Tempo. Auch hier wächst das Gras nicht schneller ,wenn man daran zieht. Es wächst von allein, schließlich ist jetzt Frühling und nach dem langen Winterschlaf wächst und blüht es überall. Ich blühe auch auf. Ich setze mich auf den freien Stuhl, lege den Schlüssel auf den Tisch und schließe für einen Moment die Augen. Und nun ist da nur noch ein Wunsch: In Ruhe ankommen, mir Zeit nehmen für mich und den Atem; den Atem, der länger wird, weil zwischen den Zügen die Weile liegt, die lange Weile in zwei Worten. Eine lange Weile: verweilen, hinschauen, sehen, spüren, atmen. Nichts als ver-weilen. So. Da bin ich. Hier ist Ruhe, hier ist Fließen, hier ist Schönes. Hier kann ich mich fallenlassen in ein langsames Schwingen. Warm, gemütlich, versorgt. Trost ist hier auch. Düfte trösten. Beruhigen den Geist, der sich mit Sorgen beschäftigt hatte. Warmer Tee. Schreibende Frauen. Was brauche ich mehr? Ein- und ausatmen. Unspektakulär. Nichts müssen, nichts Tolles leisten. Das ist heute sehr im Vordergrund. Ich muss nichts leisten, auch keinen tollen Text. Nichts Kluges. Das schlimmste Problem, das ich hier grade habe: eine schmierende Kugelschreibermine. Ansonsten bin ich neugierig auf: Frauen, Geschichten, Düfte. Ich muss schmunzeln. In den letzten Wochen habe ich oft daran gedacht, was GLÜCK für mich bedeutet. SELBSTBESTIMMUNG - mein Tun, meine Entscheidungen, frei und ohne direkten Einfluss oder Druck von außen leben zu können, mich freizumachen von Erwartungen: „So solltest du das machen. So kannst du das aber nicht machen. So geht das aber nicht." So oft gehört, abgenutzt, nicht mehr gewollt! Das ist eine ganz andere Nummer. Da stockt mir der Atem. Es geht los, der Füller darf wieder über das Papier gleiten. Gaby hat den Start eröffnet. Mich willkommen geheißen mit Tee, Leckereien und einer Schreib-Rosen-Serviette. Meine eigene Zeit, die Buchstaben aus der Feder fließen zu lassen. Welch ein Glück, diese Möglichkeit zu haben, sie mit gleichgesinnten Schreiberinnen zu teilen. Mal sehen, was heute so auf das Papier in die Linien ohne Linien möchte. Zarte Punkte deuten die Linien an, geben Orientierung und gleichzeitig Freiraum. So mag ich es auch außerhalb dieses Heftes gerne leben. Frei in der Orientierung und orientiert in der Freiheit, geht doch. Einfach so dahinrieseln, keinen Wiederstand aufbauen, loslassen, komplett zerbröseln – das wäre mir jetzt sehr recht. Alles andere bräuchte Energien, Ideen und Kräfte, die gerade aus sind. Ausverkauft oder geklaut, von wem ist eigentlich egal. Sich ziellos treiben lassen kann auch was haben. Vor allem wenn gar nichts anderes geht als Leere. Schwarz oder weiß? Gut oder böse? Richtig oder falsch? Viele Wahrheiten – und vor allem, meine ist DIE RICHTIGE! Oder etwa nicht? Wie will ich sein? Wo will ich hin? Einatmen – ausatmen, dazwischen die kleine Pause erspüren. Gelassenheit, es ist Zeit für Gelassenheit. Ich habe mir die Zeit genommen und bin darin herumgeschwommen. Nachspüren, wie der Tag war … Kraniche falten statt Morgenseiten schreiben – auch schön! Die Ruhe genießen, den Sonnenschein … dann in die Woche starten, auch die Telefonate mit Bedacht führen und immer mal wieder innehalten, das gibt Halt. Und Zeit, sich zu freuen! Wenn etwas zwackt, dann auch dahin spüren, doch nichts festhalten, alles ziehen lassen, wie Wolken, die vorbeiziehen. Schreiben, schreiben, schreiben, was ist da? Welchen Faden greife ich raus aus dem inneren Fadenknäuel? Dieser wunderbare Lavendel führt mein Nachmittagsgefühl fort. Entspannt bin ich heute und lieb zu mir. Körper und Seele haben entschieden, dass mein Akku auch mal ein bisschen schwächeln darf. Kein schlechtes Gewissen heute. Mit ruhigen Schritten Richtung Ladestation. Keine Eile. In Gedanken ein Bett aus Lavendelblüten. Eintauchen in Ruhe und Stille. Die Augen schließen und genießen. Ganz langsam von 3 Prozent Restleistung auf vollen Ladestand. Wer braucht schon immer 100 Prozent? Alles ist gut
© Sabine Gierschner Eine lange Weile verweilen
Verweilen und damit die Sekunde dehnen, so als ob sie aus der Zeit fiele, so als könne aus einer Sekunde ein Leben werden.
Verweilen und damit die Sekunde aus der Hast nehmen, so als ob man selbst aus der Zeit gefallen wäre, so als wäre nichts mehr als das, was gerade ist.
Und vielleicht ist es das auch; im Hintergrund das Lied der Vögel, die vom Frühling singen, unterbrochen von einigen Autos, die so wie ich eben noch durch die Zeit eilen, als gäbe es keine Sekunde, die man aus der Zeit nehmen könnte.
Ich beginne zu lächeln und spüre meinen Bauch, der sich gelassen hebt und senkt. Eile wird zur Weile. Was ich nach diesem Tag tue: In Ruhe ankommen, mir Zeit nehmen für mich und den Atem. Ich falle aus der Zeit für die Zeit, die gerade ist.
© Kerstin Schwert Frauen. Geschichten. Düfte.
© Bettina van Amerongen Glück
Auch ZEITZWÄNGE hinter sich zu lassen. Das sind für mich Momente des GLÜCKS.
Zeit, um in die Stille zu gehen, um mich wiederzufinden, in meinen Empfindungen, Bedürfnissen, meinen Gefühlen und meiner Zufriedenheit fürs Leben. Das sind für mich Momente des GLÜCKS.“
© Christine K. Nichtwissen
Mir fehlen die Worte.
Wortlos sein. Ohne Worte.
Mal ohne Worte sein.
Frei von Gedanken.
Gedanken frei. Nur sein.
Kommt von dort das Wissen?
Ein Wissen aus dem Sein heraus. Im Nichtwissen sein.
© Anna-Margaretha Amedick Orientierung im Freiraum
© Eva Hoffmann Rieseln
© Bettina Dempwolf Schön, dass ich da bin
Was ist mit dem Raum dazwischen, dort, wo wir uns begegnen, und etwas Neues entsteht? In Gemeinschaft, wo wir einander zuhören, uns ehrlich, authentisch, ganz mit unserer Wahrheit verbunden, zeigen können, sein können, aufwachen und unsere Lebendigkeit erblühen lassen.
Wo die Angst sein darf, ohne, dass wir uns vor Scham davor verstecken müssen. Wo einfach alles WILLKOMMEN ist. Wo wir fühlen: Schön, dass ICH da bin.
© Eva Spilker Sehnsucht
Am Strand entlang den Wind im Haar,
das Leben ist so wunderbar.
Ach liebe Ostsee viel zu lang,
bin ich dir ferngeblieben.
Ein Ritual, einmal im Jahr, mit meinen Lieben.
Du fehlst mir, diese Sehnsucht.
Ich kann es nicht erklären.
Ich fühl mich frei bei dir.
Der Rosenduft, das Wellenrauschen und zwischendurch ein Möwenschrei.
Das alles macht mich friedlich
und friedvoll will ich mit mir sein. Tiefenentspannt
© Jutta Killian Türkis
Ist es ein roter Faden? Ach nein, der ist so wichtig, so seriös. Was bietet sich noch? Ach, nehme ich doch den türkisen Faden aus dem Knäuel. Allein die Farbe anzuschauen ist erfüllend und schon entstehen Bilder von Weite, Meer und ein sättigendes, beruhigendes Türkis. Ich kann gar nicht mehr wegsehen und ich möchte es auch nicht. Einfach in der Ruhe und Kraft dieser Farbe versinken und auftanken. Abkühlen und klar werden. Wieder auftauchen und sehen, ich bin bei Gaby und neben mir steht leckerer Tee. Trinken. Ankommen.
© Eva Hoffmann Warm-up mit dem Lavendel
© A. G.
Das 5-Minuten-Warm-up: So geht’s
Dass sich deine Schreibkompetenz verbessert, ist die gewünschte Nebenwirkung, die intuitives und kreatives Schreiben mit sich bringt. Teste es gern in einem meiner Workshops und lerne außerdem die Wirksamkeit ätherischer Öle als Impulsgeberinnen kennen. |
Alle Texte auf dieser Seite sind in fünf Minuten entstanden. Ich bedanke mich bei allen Autorinnen für die Erlaubnis zur Veröffentlichung ihrer Texte.
Foto: Jana Stein