Interview mit den Autorinnen:

Im Juni fanden die Special Olympics statt – zum allerersten Mal in Deutschland. Rechtzeitig vor diesem internationalen Event in Berlin ist das Kinderbuch ‚Valentinas große Fahrt‘ im Klartext Verlag erschienen, das auch nach den Spielen hochaktuell ist. Denn Sport hat für viele Menschen mit Behinderung eine große Bedeutung, eben auch im Leben von Valentina, der Protagonistin. Die Autorinnen Annabell Behrmann und Miriam Opresnik sind Reporterinnen beim Hamburger Abendblatt, gemeinsam haben sie ihr erstes Kinderbuch geschrieben: eine Mutmach-Geschichte über Inklusion in einfacher Sprache.

Über besondere Menschen schreiben

Annabell Behrmann, Jahrgang 1992 und Redakteurin beim Hamburger Abendblatt, hat ein Herz für Inklusion. 2023 trat sie als Unified Partnerin im Tennis bei den Weltspielen von Special Olympics in Berlin an. Mit dem Buch möchte sie nicht nur Menschen mit einer Behinderung eine Freude machen, sondern alle Kinder ermuntern, offen aufeinander zuzugehen.
Ihre Kollegin Miriam Opresnik ist Chefreporterin beim Hamburger Abendblatt. Sie liebt es, Geschichten über Menschen zu schreiben und ist für ihre Arbeit bereits mehrfach mit dem Journalistenpreis ausgezeichnet worden. Ihre Botschaft: Menschen mit Behinderung sind besonders toll!

Valentinas Geschichte in Kürze

Valentina hat das tollste Fahrrad der Welt – findet sie: Es ist rot und hat schwarze Punkte wie ein Marienkäfer. Und es hat drei Räder. Manche Kinder meinen, so ein Dreirad sei nur was für Babys. Aber das ist Quatsch. Denn mit ihrem Fahrrad trainiert sie für die Special Olympics Weltspiele. Das ist die größte Sportveranstaltung für Menschen wie Valentina. Sie hat das Down-Syndrom. Deswegen ist sie ganz besonders. „Besonders toll“, sagen ihre Eltern. Valentina möchte unbedingt eine Medaille gewinnen und allen zeigen, was in ihr steckt. Doch dann passiert ausgerechnet vor ihrem Radwettbewerb ein Unglück. Wird Valentina trotzdem starten können?

Wer es wissen möchte, liest selbst. Das 32 Seiten starke Buch in einfacher Sprache richtet sich in erster Linie an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Trisomie 21. Wer nicht lesen kann, dürfte sich freuen, wenn es jemand vorliest. Außerdem gibt es ‚Valentinas große Fahrt‘ auch als Hörspiel. Wer mag, kann also Hören und Blättern. Die farbenfrohen Illustrationen der Grafikdesignerin Sabrina Kotzerke machen das Ganze rund und lebendig.

Valentina gibt es wirklich

Als Vorlage für die Geschichte diente den Autorinnen die Sportlerin Valentina Beck aus Norderstedt, eine junge Frau, die 1991 in Santiago de Chile mit Trisomie 21 und einem Herzfehler geboren wurde. Die Ärzte hatten sie aufgegeben, aber Valentina ist eine Kämpferin. Das erfahren wir ebenfalls in einer Kurzbiografie im Buch.

Der Sport gab ihr Kraft und ermutigte den heute fröhlichen, lebenslustigen Wirbelwind, wie die Autorinnen sie beschreiben. Valentina gewann zahlreihe Medaillen, unter anderem bei den Special Olympics. In diesem Jahr trat sie in Berlin beim Radrennen auf ihrem Dreirad an.  Wie es dazu kam, dass die Sportlerin zur Protagonistin ihres gemeinsamen Kinderbuchs kam, erzählen die Autorinnen selbst.

Für Inklusion sensibilisieren

Annabell und Miriam, ihr seid Reporterinnen beim Hamburger Abendblatt. Gemeinsam habt ihr ‚Valentinas große Fahrt‘ geschrieben. Es ist euer erstes Kinderbuch. Was hat euch dazu bewegt, es zu schreiben? Und wieso gemeinsam?

Miriam Opresnik, Annabell Behrmann: Wir wollten beide schon immer unabhängig voneinander ein Kinderbuch schreiben und haben uns oft dazu ausgetauscht. Nachdem Annabell als Unified-Partnerin bei den Nationalen Spielen von Special Olympics war, entstand die Idee, ein Kinderbuch über ein Mädchen mit Down-Syndrom zu schreiben. Wir wollten zeigen, wie großartig Menschen mit Down-Syndrom sind und ihnen Möglichkeit geben, zu Kinderbuchhelden zu werden. Denn es gibt einfach viel zu wenig Kinderbücher, in denen sie die Hauptrolle spielen.

Wie kam es dazu, dass Valentina Beck die Heldin eurer Geschichte wurde? 

Wir hatten beide schon mal über Valentina fürs Abendblatt berichtet und sie hat uns mit ihrer Lebensfreude begeistert. Sie war für uns ein Beispiel, wie Inklusion funktionieren kann – und ein richtiges Vorbild. Uns war klar, dass sie die beste Kinderbuchheldin ist, die es nur geben kann!

Warum war es euch wichtig, das Buch zu schreiben? 

Wir möchten zeigen, wie großartig Menschen mit einer Beeinträchtigung sind und was sie alles schaffen können. Uns ist es wichtig, dass betroffene Kinder in Büchern Vorbilder haben, die wie sie sind und mit denen sie sich identifizieren können. Außerdem möchten wir möglichst viele Kinder früh für das Thema sensibilisieren.

Noch zum Schluss: Hat Valentina Beck auch in diesem Jahr Medaillen gewonnen, was ja nicht wirklich entscheidend ist. Denn eure Botschaft lautet ebenfalls: Es ist wichtig, sich etwa zu trauen und dazuzugehören – richtig?

Genau wie von uns ‚vorhergesagt‘, gewann sie die Silbermedaille über 1000 Meter. Im 500 Meter Rennen ist Valentina sechste geworden. Sie war übrigens die Einzige, die in ihrer Gruppe mit einem Dreirad angetreten ist und hat sich tapfer gegen alle Zweiräder behauptet.

Valentinas große Fahrt, Annabell Behrmann, Miriam Opresnik, Illustrationen Sabrina Kotzerke, 32 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 978-3-8375-2573-1, klartext-verlag.de

Fotos der Autorinnen: Madeleine Krüger
Foto von Valentina Beck: Michael Richter
Illustrationen: Sabrina Kotzerke

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