Wir haben schon viele Gedanken miteinander ausgetauscht – über das Leben und Schreiben. Es ist immer wieder spannend. Im Interview spreche ich nun mit Barbara Hoffmann über ihr neues Buch ‚Gedankentausch – Wie Sie Ihre Gedanken positiv verändern können‘. Die überarbeitete Version der Erstausgabe bietet einen reichhaltigen Fundus an gedanklichen Alternativen im Umgang mit unseren Gefühlen.

Es gehe ihr nicht darum, sich schwierige Situationen schön zu reden, sondern den Fokus darauf zu legen, was gut läuft und was uns guttut, betont sie. Mir gefällt ihre Idee, neben der Körperpflege auch Gedankenpflege zu betreiben. Vieles im Leben können wir nicht ändern, unsere Gedanken schon, sagt die Autorin.

Gabriele: Barbara, du sagst, wir haben die Chance, Gedanken, die uns unangenehme Gefühle bereiten, auszutauschen, indem wir sie neu formulieren. Kannst du das Prinzip kurz erläutern?

Barbara Hoffmann: Gerne. Es handelt sich um eine Methode, die auch in der Psychotherapie angewendet wird. Negative Gedanken haben ja die dumme Angewohnheit, uns ein schlechtes Gefühl zu machen. Du kannst sie jedoch durch einen Satz, eine Affirmation oder ein Mantra ersetzen, die so formuliert sind, dass es dir mental besser geht. Das kannst du eigentlich in jeder Lebenssituation anwenden. Ziel des Ganzen ist ein selbstfürsorglicherer Umgang mit dir selbst, denn negative Gedanken können auf Dauer schaden. Situationen, die wir erleben, können wir nicht unmittelbar ändern. Wir können aber ändern, wie wir damit – auch gedanklich – umgehen. Daher sind konstruktive Gedanken hilfreich.

Barbara Hoffmann

Du bietest den Leser:innen nicht nur neue Denkansätze, sondern auch ein komplexes Nachschlagewerk als Herzstück des Buchs, das etwa die Hälfte des Umfangs ausmacht. Kannst du das Konzept kurz erklären?

Genau, das Herzstück des Buchs ist ein Nachschlagewerk, in dem ich zu verschiedensten Lebenssituationen negative Gedanken aufgeschrieben habe: fürs morgendliche Aufstehen, für Situationen im Straßenverkehr, für den Umgang mit Behörden und mit mir selbst, mit meiner Sexualität, mit der Familie, mit dem Wetter, mit Gesundheit und Krankheit und so weiter. Zu jedem Gedanken habe ich mindestens einen und meist mehrere ‚Alternativgedanken‘ formuliert. Das Ganze in Form einer schicken Tabelle, sodass du schauen kannst, welche hilfreichen Gedanken sich für diese oder jene Situation anbieten. Denn ich mache die Erfahrung, dass Menschen, die sich mit dem Verändern von Gedanken beschäftigen, meist sagen: „Die Gedanken sind einfach da, ich kann die gar nicht steuern, was und wie soll ich denn anders denken?“

Das heißt, wir können unseren Gedanken durchaus auf die Spur kommen.

Ja, das erkläre ich in meinem Buch. Wir haben sowohl bewusste als auch unbewusste Gedanken und können sie entlarven und gegebenenfalls verändern. Das Herzstück, also die Tabelle mit den Alternativgedanken, bietet konkrete Veränderungshilfe, da ich nicht in der Theorie bleiben, sondern ganz praktisch und alltagsnah Alternativen an die Hand geben will.

Hast du ein konkretes Beispiel?

Ja, du kennst das sicher: Es fällt dir etwas aus der Hand fällt und du kommentierst das spontan mit einem herzhaften „Ich bin so doof!“ Meist fühlst du dich dann auch so: ungeschickt, unfähig, vielleicht sogar schuldbeladen, in jedem Fall aber nicht gut. Weil Du gerade nicht verständnisvoll mit dir umgehst. Denn hey, jedem fällt einmal etwas runter. Das ändert nichts an unserem Wert als Mensch. Deshalb sind wir nicht gleich grundsätzlich unfähig, inkompetent oder dergleichen.

Welche Alternative würdest du anbieten?

Ich habe inzwischen einen Satz parat, der in etwa so lautet: „Ups, kurz nicht aufgepasst, nicht schlimm.“ Damit fühle ich mich echt besser, statt mich selbst noch zur Schnecke zu machen, indem ich sage „Ich Depp!“

Warum war es dir wichtig, eine zweite Ausgabe zu schreiben?

Ich fand die erste Ausgabe unvollständig. Innerhalb der zehn Jahre nach der ersten Auflage habe ich oft gedacht, dass ich bestimmte Passagen anders ausdrücken möchte. Ich wollte noch deutlicher herausstellen, dass es ok ist, negative Gedanken zu haben. Die gehören einfach zum Leben dazu, weil wir Menschen von Anfang an darauf ausgelegt sind, das, was uns umgibt, als bedrohlich (negativ) oder ungefährlich (positiv) zu bewerten. Schon neuronal können wir nicht anders. Gerade negative Gedanken und Gefühle müssen manchmal einfach raus aus dem Körper. Dann hilft es sehr, unserem Unmut, Ärger, der Traurigkeit, Enttäuschung oder Wut Raum zu geben und zu sagen: „Ich bin gerade total ärgerlich / traurig/ enttäuscht/ wütend…“ Es ist völlig okay, sich beherzt aufzuregen, auszuweinen oder was es gerade braucht.

Menschen sind so gestrickt, dass sie immer danach streben, einen besseren Zustand als den im Hier und Jetzt zu erreichen. Das ist auch deine Grundannahme, richtig?

Ja, und das können wir beeinflussen, auch gedanklich. Wir müssen nicht auf Dauer in den negativen Gefühlen verbleiben. Wir können uns selbst aktiv mit entsprechenden Gedanken positiv beeinflussen und damit Licht in unsere Gefühlswelt bringen.

Du erklärst in deinem Buch ebenfalls ausführlich, was du unter positivem Denken verstehst. Dass es keine Empfehlung ist, einfach nur eine rosarote Brille aufzusetzen.

Das ist mir sehr wichtig. Ich will mit der Methode des Gedankentauschs nicht dazu verleiten, sich schwierige Dinge schön zu reden oder alles positiv sehen zu können oder zu wollen. Das geht in unserer komplizierten und im Wandel befindlichen Zeit nicht. Mir selbst gelingt das ja auch nicht. Es gibt viele schreckliche Dinge auf der Welt. Punkt. Ich will dazu ermuntern, neben all dem Schwierigen die Dinge zu sehen, die gut laufen und den eigenen Fokus darauf zu lenken, was unser Leben lebenswert macht. Ich finde es wichtig, dass wir uns nicht noch selbst unserer Lebensenergie berauben, sondern neben Körperpflege auch Gedankenpflege betreiben. Denn dann sind wir resilienter gegenüber all den schwierigen Dingen des Lebens, des Alltags und auch des Weltgeschehens. Dazu möchte ich mit dem Buch anleiten.

Wer sollte das Buch lesen?

Jede Person, die sich mit der eigenen Gedankenwelt auseinandersetzen will. Vielleicht als Ergänzung zu einer Psychotherapie, vielleicht aber auch einfach, weil man wahrnimmt, dass einem vieles im Alltag auf den sprichwörtlichen Geist geht und man eine andere, entspanntere Haltung zu den Dingen oder auch zu sich selbst entwickeln möchte.

Barbara Hoffmann ist Diplom Sozialarbeiterin und Systemischer Coach (DVNLP); sie lebt mit ihrer Familie in Ostwestfalen-Lippe. Weitere Infos zum Buch: Gedankentausch

Fotos: Barbara Hoffmann 

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