Die Nöte einer Kröte

Eine Lovestory in Reimen von Dagmar Höner.

Sie erzählt die Geschichte von Walburga und Piet. Von den Nöten einer Kröte und von der wunderbaren Erfahrung, dass Liebe uns dabei hilft, uns so anzunehmen, wie wir sind. Und wie befreiend es ist, die äußere Fassade einfach mal fallen zu lassen.

Walburga und Piet

Walburga, eine kleine Kröte
hatte einst ungeahnte Nöte.

Denn wer besonders ihr gefiel
war Piet, der Frosch aus ihrem Pfuhl.
Doch dieser schön und glatt sich präsentierte
weshalb Walburga sich genierte.

Denn ihre Haut nach Krötenart
war runzlig und nicht sehr apart.
Auch Warzen und ihre Figur
sprachen nicht unbedingt dafür,

Piet einfach mal Hallo zu sagen.
Wie konnte, durfte sie es wagen,
sich anzunähern an das Tier
näher als zehn Meter vier.

Denn was Walburga gar nicht wollte
war, dass er sich dann einfach trollte,
ohne zu kennen ihren Grund
für Flatterherz und trocknen Mund.

Drum sann sie denn auf eine List
wie es denn hinzukriegen ist,
dass Piet sie hielt für einen Engel
trotz all der kleinen Schönheitsmängel.

Sie klebte Pflaster hier und dort
auf der Warzenursprungsort.
Alsdann sie hastete sogleich
um Piet zu suchen in dem Teich.

Als er sie sah, rief er entsetzt:
„Hast du dich überall verletzt?
Dann gibt’s nichts anderes zu tun
als sich mal gründlich auszuruhn.

Drum hüpfe schnell, das ist doch nett
hurtig in dein Krötenbett.
Und achte drauf schnell zu gesunden
von deinen mannigfaltgen Wunden!“

Die Kröte, als sie dieses hört,
denkt: nein, das ist nun ganz verkehrt.
Doch da sie schämte sich der Lüge
macht’ sie ohn’ Widerspruch die Biege.

Sie hüpfte fort mit düstrem Blick
zu sinnen auf ’nen neuen Trick.
Zu Hause tat sie Farben mischen,
die ihre Makel sollt’ vertuschen.

Und tupfte wie auf eine Insel
Flecken mit ’nem großen Pinsel.
Alsdann sprang sie mit neuem Mut
zu ihrem allerliebsten Piet.

Der reagierte ganz erschrocken:
„Walburga“, sprach er, „hast du Pocken?“
Die Kröte sah ihn traurig an –
schon wieder eine Chance vertan.

Auf diesem Plane liegt ein Fluch,
doch starte ich noch ’nen Versuch,
sagte sich das Krötentier
denn was kann denn ich dafür,

dass Piet es einfach nicht versteht,
worum es mir denn wirklich geht.
Nun überlegte sie verstärkt,
wie er denn endlich mal bemerkt,

dass sie ihm ebenbürtig ist
auch wenn man das schon mal vergisst.
Drum nähte sie mit Meisterhand
ein großes, grün und glatt Gewand,

das voller Freud’ sie überzog,
denn hiermit niemand sie betrog.
Ein Kleid, das trug ja jedermann,
um sich zu schmücken dann und wann.

Und Piet, da war sie sich ganz sicher,
würd’ auch nicht prusten mit Gekicher.
Voll Zuversicht sie vorwärts eilte,
zum Ort wo Piet immer noch verweilte.

Im Angesicht von diesem Kleid
würd’ er nicht glauben an ihr Leid.
Und auch kein Fragen nach der Wunde
würd’ sie hörn aus seinem Munde.

Einzig bewundern, welch ein Glück,
würde er ihr Meisterstück.
Doch als der Piet sie dann erblickt,
schien er im Gegenteil nicht sehr entzückt.

„Ach“, sagte er, „du gehst in grün –
das kann man hier ja öfter sehn.
Denn in dem Teich da gibt’s wie mich
Hunderte von Tieren sicherlich.

Die glänzen alle grün und glatt
sehn alle aus wie Stock und Blatt.
Drum fand’ ich es stets nett und schön
mal etwas anderes zu sehn.

’Ne Kröte, das liegt auf der Hand
ist mindestens genauso interessant
wie’n öder Laubfrosch und dergleichen,
die überall sind an den Teichen.

Du hingegen von Natur
hast Haut mit ’ner besonderen Struktur.
Drum mag ich dich am liebsten nackt,
und nicht in Stoffbahnen verpackt.“

Walburga lachte und schmiss fort
die Hülle an den nächsten Ort.
Die Miene sich sofort erhellte,
als sie zu Piet sich nun gesellte.

Und war beglückt, dass trotz der Nöte
sie bleiben konnte eine Kröte.

Natasha Bolbot

2 Antworten auf „Die Nöte einer Kröte“

  1. Wie wunderbar und einfallsreich
    ein schönes Ende noch zugleich
    sein wie frau ist, sich nicht zu verhüllen
    kann die geheimsten Wünsche erfüllen

    Vielen Dank liebe Dagmar Höner für dieses schöne Gedicht von Walburga & Piet! Und Dir, liebe Gabriele für die Veröffentlichung auf Deiner website!

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