Ein Bilderbuch von Birte Müller:

Müssen wir immer die Erwartungen anderer erfüllen? Es ist mutig, wenn wir für uns eintreten und sagen: „Gar nichts muss ich!“ Eine kleine Kartoffel tut es. Sie ist die Hauptfigur in einem neuen Buch von Birte Müller. Für die Illustrationen hat die Autorin etwa 2,5 Kilo Kartoffeln ‚verstempelt‘. Ihre Bilder im Kartoffeldruck unterstreichen den Charme einer Geschichte für Kinder ab 3 bis 4 Jahre, die auch Erwachsene inspiriert und die Lust weckt, kreativ zu werden – mit Kartoffeldruck zum Beispiel.

Birte Müller ist eine perfekte Kombination von Text und Illustration gelungen – Seite für Seite ein überraschendes kleines Kunstwerk mit großer Wirkung. Eine Überraschung erlebt auch die kleine Kartoffel auf ihrem Weg in die Freiheit. Am Ende entdeckt sie ihre natürliche Bestimmung, die allerdings nicht für jede Kartoffel gelten ‚muss‘.
Für sie stand fest: Sie wollte nicht einfach gegessen werden – und in eine Kartoffelsuppe wollte sie schon gar nicht. Also kullert sie vom Tisch, hopst quer durch die Küche und durch eine offene Tür in den Garten hinaus. Hier begegnet sie einem kleinen Vogel, mit dem sie über den Sinn des Lebens philosophiert. Später trifft sie einen Regenwurm, eine Hummel, eine Blume, einen Stein und stellt fest: Alle haben einen Lebenszweck und sei es nur, um da zu sein und in der Sonne zu liegen.

Müde vom Bewundern und Philosophieren legt sie sich schließlich auf den Boden, um auszuruhen. Sie schläft ein und das Wunder geschieht. Mehr wird hier nicht verraten, um den Lesespaß nicht zu verderben. Denn der ist garantiert! Und vielleicht ist auch schon klar, was mit einer Kartoffel passieren kann, wenn sie wieder zurück in die Erde gelangt und ihr Wurzeln wachsen.
Birte Müller beobachtet das immer wieder gern: „Schon als Kind habe ich jede Kartoffel, die irgendwo unten im Eimer vergessen worden war und vor sich hin keimte, mit Begeisterung irgendwo in ein Beet gesteckt. Das tue ich bis heute. Im Winter kommen sie sogar manchmal in einen Eimer ins Wohnzimmer. Und ich freue mich immer, wenn es ans Ernten geht: Fühlt sich jedes Mal wie ein kleines Wunder an!“

Übrigens müsse man sich wegen des Missbrauchs von Lebensmitteln keine Sorgen machen. „Der ausdrückliche Lebenszweck aller verwendeten Kartoffeln war es, für dieses Buch als Stempel benutzt zu werden. Die angefallenen Kartoffelreste wurden außerdem von mir gesäubert und für unsere Hühner gekocht. Ich glaube, sie haben sich gefreut – sowohl die Hühner als auch die Kartoffeln“, sagt Birte Müller, die mit ihrem Buch ihrer eigenen Sehnsucht nach Echtem und Einfachen folgt.

„Es geht mir um den Prozess. Das Schaffen mit den Händen bringt mir Glücksmomente, nicht das Ergebnis oder das Angeben damit. Mit Kartoffeln zu stempeln, das hat mich auch ein bisschen glücklich gemacht. Ich hatte vor Kurzem die ersten Lesungen und Workshops mit dem Buch und habe dabei mit Kindern Kartoffeldruck gemacht. Die meisten kannten das nicht. Ich glaube, es hat ihnen so viel Spaß gemacht wie mir auch als Kind.“ Birte Müller

 

Wie man mit Kartoffeln drucken kann und wie die Illustrationen zu dem Buch entstanden sind, erklärt Birte Müllers Tochter Olivia in einem YouTube Video: Kartoffeldruck

*Birte Müller ist freie Autorin und Illustratorin, unter anderem bekannt durch ihre ‚Willi-Bücher‘, die sie für ihre Familie und über das Leben mit einem Sohn Will mit Trisomie 21 geschrieben hat. Für die taz schreibt sie die Kolumne ‚Die schwer mehrfach normale Familie‘

Mehr über Birte Müller auf: www.illuland.de
Alle Infos zum Buch: Die Kartoffel und der Sinn des Lebens

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