Vielleicht kennst du diese Notfall-Geschichte, die gerne im therapeutischen Kontext erzählt wird: Stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug in Richtung Ferien. Neben dir dein kleines Kind. Plötzlich wird der Flug holprig, unter den Fluggästen macht sich Unruhe breit. Schließlich siehst du das Anschnallsignal leuchten und die Sauerstoffmasken fallen aus der Decke. Was tust du?

Fast immer ist die Antwort der Reflex, zuerst das Kind schützen zu wollen und ihm die rettende Maske überzuziehen. Schneller und sicherer ist es aber, wenn die Retterin oder der Retter zuerst sich die Maske überzieht und sich dann um das Kind kümmert.

Die Zeit wird ausreichen!

Die Parallele zum echten Leben: Natürlich nehmen wir die Katastrophen und das Leiden der Welt wahr, wir können gar nicht anders. Aber um helfen zu können, müssen wir uns zuerst um uns selbst kümmern. Um klug und vorausschauend handeln zu können und nicht in Panik zu geraten, brauchen wir innere Ruhe. Und die kommt – nicht ausschließlich, aber auch – von äußerer Ruhe. Zuallererst könnten wir daher unseren Gebrauch von Medien aller Art auf den Prüfstand stellen:

Wir können hinterfragen:

• Wie viel Zeit verbringe ich am Handy und mit anderen Medien?
• Wie viel lasse ich in mich rein? Und geht es mir danach gut?

• Bin ich oft unter Zeitdruck?
• Gönne ich mir Ruhephasen?
• Welche Art von Urlaub brauche ich?
• Wie und wo kann ich mich gut entspannen?
• Was tut mir nicht mehr gut – bei der Arbeit und im Privatleben?
• Kurz: Was ist einem guten Leben zuträglich, was sinnlos oder gar zerstörerisch?

Worten einen stillen Raum geben

Die Sehnsucht nach Stille ist groß in unseren Tagen. Es gibt kaum jemanden, der nicht zumindest hin und wieder die Tür hinter sich schließen und richtig aufatmen möchte, um endlich einmal wieder nur sich selbst zu hören. Beziehungsweise das, was aus dem tiefsten Innern kommt und manchmal so gar nicht nach uns selbst klingt. Jeder hat diese leise Stimme, die oft so viel mehr weiß, so viel klüger rät und so viel liebevoller ist, als unser daueraktives Alltagsbewusstsein. Ihr mehr Gehör zu schenken, würde das Leben besser machen.

Damit uns Stille und Schweigen guttun können, müssen sie zu uns passen. Wir können uns an sie herantasten und unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten aufeinander abstimmen. Dafür gibt es unterschiedliche Wege:

Meditations-Impuls zur Stille

Barbara Münzers Tipp: Nimm dir einen Abend in der Woche Zeit, vom Abendessen bis zum Morgen, um in die Stille zu gehen: ohne Handy, Telefon und Internet, ohne Gespräche und Fernsehen. Vielleicht gehst du früher als üblich ins Bett und genießt die lange Nacht.

Schreibimpuls zur Stille

Direkt nach dem Aufstehen, schnappst du dir Blatt und Stift, die du  bereit gelegt hast, und schreibst. Vielleicht bringst du dabei ein paar Traumschnipsel oder Traumbilder zu Papier, die sich während des Schreibens nahezu ‚automatisch‘ zeigen. Hilfreich ist, dass du spontan und intuitiv schreibst. Es geht nicht darum, was du schreibst, sondern dass du den Schreibprozess als morgendliches Ritual nutzt – ähnlich einer Meditation: ganz im Sinne des Morgenseitenschreibens.

Text: Barbara Münzer
Foto: wayhome.studio/Adobe Stock 

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