Gerda Jank ist eine immer wieder inspirierende Kollegin aus meinem Unternehmerinnen-Netzwerk. Sie ist Fan der Podcasts ‘Toast Hawaii’ mit Bettina Rust, in denen es stets um das Thema Essen geht – getreu der Devise: Du bist, was Du isst. Zu der Frage, ob man Weihnachtsplätzchen ganzjährig essen darf, lieferte Gerda eine schöne autobiografische Geschichte, die auch mich an die alten Kochbücher von Dr. Oetker in den Küchen meiner Mutter und Großmutter erinnert.

Spezialistin für Guetzli

Gerda Jank Mein Schweizer Vater hat 1967 meine belgische Mutter kennengelernt, als er für eine Schweizer Firma in Belgien unterwegs war. Als sich eine Verlobung und baldige Heirat abzeichnete, kündigte mein Vater Zweifel an, ob meine Mutter denn so gut und vielseitig kochen könne, wie er es gewohnt war. Daraufhin machte er den Vorschlag, meine Mutter könne ja für zwei, drei Wochen in die Schweiz fahren und sich von seiner Mutter die gelobte helvetische Küche beibringen lassen.
Meine Mutter war sehr begeistert von der Idee und verbrachte mehrere Wochen im November und Dezember des Jahres 1967 bei ihrer zukünftigen Schwiegermutter in der Nähe von St. Gallen. Es war gerade Adventszeit, deshalb buk meine Großmutter unzählige Weihnachtsplätzchen, die es meiner Mutter sehr angetan hatten. Fortan wurde sie zur Spezialistin für “Guetzli”, wie sie in der Schweiz heißen.

Ob meine Oma es nicht erwähnt hat oder ob meine Mutter einfach nicht hingehört hat, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls bäckt meine Mutter von Januar bis Dezember Weihnachtsplätzchen à gogo. Natürlich passt sie die Ausstechform der Saison an, aber es gibt auch Springerle, Spitzbuben, Mailänderli und sonstiges Weihnachtsgebäck im Hochsommer – sowohl als Naschzeug auf Vorrat als auch als Beilage zu Desserts.

Naschzeug auf Vorrat

Mein Vater hat sich nie beschwert, und für mich als Kind war es üblich, dass die Schränke gefüllt waren mit feinen Keksen. Zwar bin ich in Belgien aufgewachsen, aber die Feiertage verbrachten wir immer in der Schweiz. Als an Heiligabend meine Großmutter oder meine Tanten das Weihnachtsgebäck auftischten und sich meine gleichaltrigen Cousins gierig auf die Kekse stürzten als gäbe es kein Morgen, dachte ich immer “Meine Herren, was soll das, das sind ganz normale Plätzchen” – ohne zu realisieren, dass sie ihre letzten Engadinerli oder Basler Brunsli wohl vor exakt 12 Monaten gegessen hatten. Mit 16 bin ich dann in die Schweiz gezogen, und nach und nach verstand ich das «Konzept» des Weihnachtsgebäcks.

Übrigens hat meine Schweizer Oma meiner Mutter zum Abschluss ihres Kochlehrgangs ein Backbuch von Dr. Oetker geschenkt, das immer noch in Gebrauch ist. Bei mir in der Küche steht eine jüngere Ausgabe, auch dieses Buch wird oft konsultiert.

Ich koche und backe sehr gerne, meistens bereite ich alle Gerichte ohne Hilfsmittel zu. Beim Vanillepudding mache ich eine Ausnahme: Den gibt’s nur von Dr. Oetker, warm angerührt, und mit einer Zwischenschicht von geriebener schwarzer Schokolade. Die schmilzt dann so schön dank des warmen Puddings und die Kombination ist unschlagbar.

Text und Fotos: Gerda Jank

Headerfoto: MK-Photo / Adobe Stock

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