Lauschen und Schreiben!
Als begeisterte Teilnehmerin der Workshops ‚Abendseiten-Schreiben‘ bei Gabriele schätze ich die Wirkung von ätherischen Ölen sehr. Über den Geruchsinn beflügeln sie nicht nur Geist und Phantasie, sondern führen auch zu einer wunderbaren Klarheit, die sich dann in unseren Texten offenbart. Ob auch unser Hörsinn dieses Potenzial hat? Wie wäre es zum Beispiel, den Geräuschen eines Ententeiches zu lauschen und aufzuschreiben, welche Bilder und Gefühle dadurch bei uns entstehen?
Dieser Frage sind wir im Frühjahr dieses Jahres in unserer Montagsrunde nachgegangen. Nur online, leider, weil ja noch Corona war.
Augen zu und Ohren auf:
Ententeich-Klänge zu Papier gebracht
Anlass für diesen besonderen Workshop waren die Recherchen zu meinem ‚Projekt Ententeich‘. Über mehrere Wochen habe ich Besucher:innen des Ententeichs in Bielefeld-Bethel interviewt und wollte unter anderem herausfinden, was die Natur den Menschen vor allem in Zeiten von Corona gibt. Und da fiel mir auf, wie wohltuend alleine schon das Schnattern der Gänse, das Plätschern des kleinen Wasserfalls oder das Rauschen des Windes in den Bäumen ist.
Diese Geräusche habe ich früh morgens mit dem Smartphone eingefangen und sie als Inspirationsquelle in unseren Workshop eingebracht. Nach unserem üblichen Fünf-Minuten-Schreiben lauschten wir dieses Mal dem Audio ‚Morgenstimmung am Ententeich‘. Herausgekommen sind stimmungsvolle Impressionen, Akrostichons und Elfchen.
Auszüge aus den Text-Improvisationen
„Morgenstimmung zwischen Vogelzwitschern und Entenlauten – mal laut, mal leise. Dem Plätschern des Wassers lauschen, durch feuchte Wiesen stapfen. Das Licht findet seinen Weg durch Nebelschwaden. Eine Kröte tönt. Die Unterhaltung der Enten nimmt Fahrt auf. Vögel erwachen, lassen Töne erklingen, die die Seele streicheln.“ (Jutta)
„Es klingt nach Raum. Räumliche Klangtiefe. Menschliche Abwesenheit. Keine Stimmen, keine Fahrzeuge – nur Natur … Doch schon ganz schön was los hier! Konstantes Wasserrauschen, Vogelgezwitscher, Gurren der Tauben. Schritte der Gehenden auf dem Kies. Ein paar Enten rufen in der Ferne. Dann plötzlich, wie mittendrin in ihrem trompetenartigen Zwitschern – oder wie nennt man das bei Enten – Gackern, Quaken … ein Klang wie der Inbegriff von Trompeten. Auf geht’s, scheinen sie zu rufen: Der neue Tag bricht an! Sie breiten ihre Flügel aus und erheben sich in die Lüfte. Durchqueren mit ihren starken Flügelschlägen die Weite der Klanglandschaft.“ (Cathleen)
Ein Akrostichon von Christine:
Lustvolles
Aufbrechen in die
Natur
Dankbarkeit für all die
Schönheit und den wilden
Charme der Vielfalt aus Pflanzen und Tieren
Hoffnung auf Unbekanntes,
Abenteuer und
Frohsinn in der Weite und
Tiefe der Landschaft des Lebens
Ein Elfchen von mir
Frieden
am See
den Geräuschen lauschen
sich selbst zurück nehmen
befreit
Die Melodie des Ententeichs
Wer es selbst einmal probieren möchte, lauscht gern mal in die Aufnahme: Und schickt uns gern seinen Text dazu!
Fotos: Ivan Kruk /Adobe Stock; im Text Nadja Jacke
Liebe Bettina, das war ein richtig schönes Natur- und Schreib-Erlebnis 🙂 Das Eintauchen in die Klangwelt des Ententeichs und das gemeinsame kreativ dazu Schreiben. Deine ganze Projekt-Idee find ich herrlich inspirierend. Vielleicht können wir ja demnächst zusammen einen schönen Klang-Spaziergang unternehmen und neue Klangwelten erforschen? Ganz herzliche Grüße
Ja, liebe Cathleen, ich war auch begeistert von Bettinas Idee zum Workshop – und bin Fan vom Projekt Ententeich. Auch ich würde mich freuen, wenn noch viele weitere kreative Ideen daraus entstünden. Mit dem Schreiben und Netzwerken klappt es ja jetzt schon bestens!