„Die Magie stimmiger Worte durfte ich immer wieder erleben, sie ist einfach grandios“, sagt Jürgen Trott-Tschepe. Er ist einer der Erfinder und Lehrer der ‚Lebendigen Aromakunde‘. Was mich neben seinem immensen Fundus an Wissen immer wieder begeistert, sind seine Poesien zu den Ölen: die wunderbare Verknüpfung von Worten und Essenzen. In seinem neuen Buch ‚Lingua Vitae‘ taucht Jürgen tief in die Sprache des Lebens ein. Er lädt uns zu einer Forschungsreise zu unseren Lebensworten ein. Die Exkursion lohnt sich!

Die Würde des Menschen bestärken

Lingua Vitae ist ein Buch zum Ursprung unserer Worte. Es zeigt uns, wie wir uns selbst und andere sprechend kennenlernen können. Es enthält Impulse für die Wertschätzung und Wertschöpfung unserer eigenen Sprache, Übungen für den alltäglichen Sprachgebrauch, inspirierende Texte und Zitate. In einem kurzen Interview mit Jürgen stelle ich euch das Lesebuch im DIN A 4 Format zur gleichnamigen YouTube-Video-Reihe vor.

In der Einführung zu dem Buch erzählt Jürgen von einem Traum, der ihn dazu animierte, es zu schreiben. Er beschreibt seine Haltung, die auch ich während meiner Fortbildungen bei ihm kennengelernt habe und sehr wertschätze:

Der Traum

Ich schreibe in einem Klassenzimmer zusammen mit meinen Mitschülern eine Deutsch-Abschlussarbeit. Alle legen wir uns sichtlich ins Zeug, es ist eine tolle Arbeitsmotivation vorhanden. Als bei der nächsten Deutschstunde unser Lehrer in absoluter Begeisterung unsere Leistungen lobt, unseren Stil, das Niveau und die Spannung der Erzählung, fragt er uns, wie wir diese Qualität erklären. Ein Schüler sagt dazu im Namen der Klasse, unsere Lehrer würdige jede/n Einzelne/n und fördere, was in jedem zu entdecken ist. Sie würden sich alle sehr gut respektiert fühlen, was nicht so oft in der Schule vorkomme. Der Lehrer ist sehr gerührt, treffe es doch den Kern seines Daseins: die Würde eines jeden Menschen zu bestärken. Ob sie nicht Lust hätten, ihre Arbeiten in einem Sammelbuch zu veröffentlichen und damit ihre nächst Klassenfahrt zu unterstützen.

Jürgen, du hast den Traum umgesetzt. Kannst du dein Buch und die Idee dahinter noch ein wenig erläutern?

Jürgen Trott-Tschepe: Das Angebot in meinem Werk ist es, sich mit Begriffen und Worten von A bis Z zu beschäftigen, die uns im Laufe unseres Lebens berühren. Worte, die teilweise eine ursprüngliche Bedeutung und Wertzuschreibung haben, die in Vergessenheit zu geraten drohen. Die möchte ich bewahren, da sie nach wie vor relevant für unsere gegenwärtige Sprache sind.
Ich habe nach 36 Jahren Berufsleben, in denen ich Menschen biografisch begleitet habe, viele Themen des Lebens erlernen dürfen. Dabei habe ich wahrgenommen, um was es den Menschen immer und immer wieder geht, was ihnen wirklich wichtig ist.

Der Untertitel lautet: (M)ein Lebens-ABC. Du führst die Lesenden tatsächlich von A bis Z mit Impulsen und Inspiration durch den Leseprozess. Darin ist viel Autobiografisches enthalten. Für wen hast du das Buch geschrieben?

Bevor ich das Buch geschrieben habe, ist zunächst eine YouTube-Reihe entstanden. Aus der Anregung von Zuschauern, einige Passagen daraus nachlesen zu können, entwickelte sich die inhaltlich überarbeitete und erweiterte Buchausgabe. Videos als auch Buch sind für all jene Menschen gedacht, denen das Reflektieren über die Ursprünge unserer Alltagssprache und deren tieferen Sinn Freude machen.
Ich dachte zunächst daran, das für meine Familie zu tun, sozusagen mein Leben von A bis Z zu erzählen anhand von mir wichtigen Themen, die mir in den vergangenen Jahrzehnten nahe waren. Doch alsbald stellte sich heraus, dass es womöglich auch noch andere Menschen interessiert, und über die Gesundheits-Plattform nanuu.net und deren YouTube-Kanal konnte ich doch einige ZuhörerInnen mehr erreichen.

In deinem Buch geht es immer mal wieder um ätherische Öle. Du lädst an vielen Stellen zum Dialog mit den Öl-Wesen ein. Welche Rolle haben die Öle in deinem Leben gespielt? Wo ist für dich die Verbindung zwischen den Ölen und unserer Sprache?

Die ätherischen Öle sind für mich vier Jahrzehnte lang Vermittler von Botschaften aus der Natur über das Leben, die Schöpfung, Geburt und Tod, Mann und Frau, und vieles mehr geworden. Diese Botschaften habe ich sprachlich in Poesien verdichten dürfen, vielleicht das bislang Beste, was ich hinterlassen darf.

Ich spreche gern von der Kraft der Worte. Was fällt dir dazu ein – analog zu deinem Buch?

Mir fällt dazu sofort die Zeile von Eichendorff ein: “ … sprichst du nur das Zauberwort“. Die Magie stimmiger Worte durfte ich immer wieder erleben, sie ist einfach grandios.

Ich bin beim ersten Lesen deines Buches auf den Buchstaben Q gestoßen. Du greifst unter anderem das Wort quer auf. Ein sehr zeitgemäßes Wort. Du ermutigst dazu, ganz quer zu sein und quere Idee, Fantasien und Vorstellungen in die Welt zu bringen. „Tue es, sei ganz quer, dann werden dir die Menschen zuhören, ganz gewiss!“ Ist das deine Lebenserfahrung?

Ja, wahrscheinlich bin ich ein Querkopf und schräg zum Mainstream. Das geschieht aber eher, als dass es Absicht oder gar Selbstzweck wäre. Nur dort, wo ich Authentizität erkennen kann, passe ich mich auch gerne an …

Warum ist es uns Menschen so wichtig, dass wir Gehör finden? Was ist deine Erfahrung?

Gehört oder/und gesehen zu werden, ist schon ein Grundbedürfnis eines jeden Kindes. Sonst droht es, in Belanglosigkeit unterzugehen. Und manchmal kommt dann noch so ein missionarischer Tick hinzu …

Noch einmal der Schlenker zum Buch: Ich empfinde es durchaus als quer. Es hat einen eigenen, lebendigen Rhythmus. Das gefällt mir. Ich muss es nicht von vorne bis hinten lesen. Ich kann es quer lesen … an irgendeiner Stelle aufschlagen und mich überraschen lassen. War das die Absicht?

Ja, genau! Man darf sich von Worten anziehen lassen und entdeckt dann vielleicht Aspekte, die neu und aufschlussreich sind.

Für mich ist das Buch eine S(ch)atzkiste an Inspiration und Wissen. Eine Ode an das Leben, wie Jürgen das Kapitel über den Buchstaben O betitelt. Es lädt ein zum Oh! Zum Staunen und sich wundern … oder auch nicht. „Staunen ist eine Fähigkeit des Kindes in uns“, sagt der Autor dazu. „Kinder staunen und freuen sich und wundern sich oder wundern sich auch nicht …“

Mehr lesen und bestellen: Lingua Vitae und hineinhören in die YouTube-Reihe.     

Und hier noch der Vierzeiler ‚Wünschelrute‘ von Joseph Freiherr von Eichendorff über verborgene Poesie.

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“

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