Und was hat ein Zimmer für sich allein damit zu tun?
„Ich will versuchen, das zu erklären“, schreibt Virginia Woolf in ihrem Essay ‚A Room of One’s Own‘. Die Frage nach ‚Freiheitsräumen‘ ist natürlich nicht nur für Frauen relevant. Doch um sie geht es in dem Text, der erstaunlich aktuell ist, was Teilnehmerinnen meiner Workshops bestätigen. Daher nehme ich ihn erneut als Aufhänger für ein Schreib-Freiraum-Angebot.
Warum tauchen so wenige Namen von Frauen in der Literaturgeschichte auf? Wenn Shakespeare eine Schwester gehabt hätte, ebenso begabt wie er selbst, was wäre aus ihr geworden? Und was braucht eine Frau zum Schreiben? Virginia Woolf setzt sich ausführlich mit diesen Fragen auseinander. In einer schönen, zweisprachigen Ausgabe des Essays aus dem dtv Verlag können wir die rhetorische Brillanz, Poetik und Provokanz der Autorin nachvollziehen, sowohl im Originaltext als auch in der Übersetzung von Harald Raykowski.
A Room of One’s Own
Virginia Woolfs A Room of One’s Own (Ein Zimmer für sich allein) entstand aus zwei 1928 vor Studentinnen in Cambridge gehaltenen Vorträgen und gehört seit dem Erscheinen zu einem der wichtigsten feministischen Texte. Die Forderungen nach Freiheitsräumen, die eine der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts formulierte, sind durchaus zeitgemäß.
„I find myself saying briefly and prosaically
that it is much more important to be oneself
than anything else.“„Am Ende sage ich kurz und
nüchtern, dass wichtiger als alles andere ist, sich selbst treu
zu sein.“ Virginia Woolf
Auch meine Erfahrung zeigt: Vielen Frauen fehlt der Raum zur freien, kreativen Entfaltung, schlichtweg oft ein eigenes Zimmer, ein Büro, ein Atelier und so weiter. Aber wie sollten wir uns schöpferisch entfalten oder gar produktiv sein, wenn wir die Tür nicht hinter uns schließen können? Wie kann Kreativität fließen, wenn uns ständig jemand über die Schulter schaut oder wir sprungbereit sind, um uns um die Anliegen anderer zu kümmern? Oder uns einfach die finanziellen Mittel fehlen?
Wie werden wir Autorin unseres Lebens?
Vielleicht ist ein frei geräumter Küchentisch oder die Nische im Haus, in die ein Schreibtisch oder die Staffelei hineinpasst, ein Anfang. Wenn jedoch der Wunsch besteht – oder sich entwickelt – mit dem Schreiben und anderen Talenten den Lebensunterhalt zu bestreiten, genügt das nicht. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung als Freiberuflerin kann ich sagen, ganz in Virginias Sinne: Es braucht Raum, Zeit und nicht zuletzt einen angemessenen finanziellen Rahmen, wenn wir aus einer Vision ein Business machen wollen.
Entwicklungsräume erobern!
Viele Frauen, die ich in meinen Workshops und im Coaching kennengelernt habe, wünschen sich diesen Raum oder haben ihn sich geschaffen. Sie haben sich buchstäblich in die Selbständigkeit geschrieben. Die Erkenntnis und Wertschätzung ihrer Talente waren häufig die Auslöser. Auch die Bestätigung im Dialog und von der Gruppe ist immer wieder ermutigend. Ja, es kann durchaus ein Kraftakt sein, sich den gewünschten Entwicklungsraum zu ‚erobern‘. Und das bedarf in erster Linie der Erlaubnis, die wir uns selbst geben – es bedarf unserer Selbst-Ermächtigung.
Freimütig nach Antworten suchen
Das war ein Anspruch, den Virginia Woolf (1882 – 1941) an sich stellte. Im Jahr 1917 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Leonard Woolf den Verlag The Hogarth Press. Ihre Essays und Romane, unter anderem ‚Mrs Dalloway‘, zählen zu den bedeutendsten Werken der Moderne. Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse und Botschaften formulierte sie in ‚Ein Zimmer für sich allein‘:
„Eine Frau muss Geld haben und ein eigenes Zimmer, wenn sie Literatur schreiben will; und damit bleibt, wie Sie sehen werden, die große Frage nach dem wahren Wesen der Frau und dem wahren Wesen von Literatur unbeantwortet. Um die Pflicht, eine definitive Antwort auf diese beiden Fragen zu geben, habe ich mich gedrückt. Frauen und Literatur bleiben aus meiner Sicht ungelöste Probleme. Aber um Sie etwas zu entschädigen, will ich Ihnen, so gut ich kann, erklären, wie ich zu dieser Ansicht über Zimmer und Geld gelangt bin. Ich will hier vor Ihnen, so umfassend und freimütig wie ich kann, den Gedankengang nachvollziehen, der mich dazu geführt hat.“
Lesetipp und Schreibimpulse
Vielleicht habe ich dein Interesse an dem Essay geweckt. Wie tief du in die Gedankengänge der Autorin eintauchen mochtest, hängt sicherlich davon ab, ob und wie dich die Textart anspricht. Die zweisprachige Ausgabe ermöglicht es, zwischen dem Originaltext und der Übersetzung zu wechseln. Vielleicht bringt dich der Originaltext der Lebenswelt der Autorin näher oder ein Zitat in der Übersetzung auf deine eigene Schreibspur.
Möglicherweise dient auch dir diese Passage aus dem letzten Kapitel des Essays als Aufmunterung zur Tat. Es ist eine Art Nachruf auf Shakespeares imaginäre Schwester:
„Sie starb jung … Nun ist es aber meine Überzeugung, dass diese Dichterin, die kein einziges Wort geschrieben hat und die an einer Wegkreuzung begraben liegt, noch lebt. Sie lebt in Ihnen und in mir und in vielen anderen Frauen, die heute Abend nicht hier sind, weil sie das Geschirr spülen und die Kinder ins Bett bringen. Aber sie lebt; denn große Dichterinnen sterben nicht; sie sind immer anwesend; sie brauchen nur eine Gelegenheit, um leibhaftig unter uns zu wandeln. Ihr diese Gelegenheit zu geben, so meine ich, liegt nun greifbar in Ihrer Macht.“
Nimm dir dichterische Freiheit!
Was mich betrifft: Es war nie mein Ziel, Dichterin zu werden und doch zieht sich das Schreiben wie ein roter Faden durch mein Leben: als Redakteurin, Journalistin, Schreib-Trainerin oder Bloggerin. Vor allem aber ist Schreiben für mich die Chance zum Selbstausdruck, die uns ermächtigt, das Wort zu ergreifen und das Leben anzupacken. Diesen Entfaltungs-Raum zu erobern, ihn zu halten und auszuweiten, dazu ermutige ich immer wieder gern – auch mich selbst. Virginia Woolf beschreibt es so:
„ … wenn wir uns daran gewöhnt haben, frei zu sein, und den Mut besitzen, genau das zu schreiben, was wir denken; wenn wir gelegentlich dem gemeinsamen Wohnzimmer entfliehen und Menschen nicht immer in ihrem Verhältnis zueinander sehen, sondern in ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit; und auch den Himmel sehen und die Bäume oder was immer, so wie es … „
„Virginia. Jungfräulich betrat sie das Feld einer Weltdebatte. Von ihrem Gefühl getrieben, ging sie über den verbotenen Rasen hin zur Selbstbestimmung, ist nicht stehen geblieben. Sie öffnete Türen, Türen von Frauen Zimmern, die als verschlossen galten.“ Julia Spriewald |
Das Zitat stammt aus meinem ersten Workshop ‚Ein Zimmer für mich allein‘. Wenn du magst, findest du nun heraus, was Schreiben für dich bedeutet und was es für dein Leben bewirken kann: in geselliger Runde und vollkommener dichterischer Freiheit.
Wann?
In Bielefeld: Samstag, den 8. März 2025 (12:00 bis 16.00 Uhr)
Wo? Voltmannstraße 107, 33619 Bielefeld
Online-Workshop: Samstag, den 8. Februar 2025 (12:00 bis 16.00 Uhr)
Wieviel? 80,00 Euro, inklusive Duftprobe
Infos und Anmeldung: info@schreib-visionen.de // 0521. 9824 6845 oder mobil 0152. 0152 2094.
Fotos: Jana Stein; Buchcover dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Liebe Gabriele,
Nach einer Yin Yoga Session und das Gedicht „In der Stille ankommen“ habe ich deine Seite gefunden und habe nun schon ein paar deiner Beiträge hier auf deinem Blog gelesen. Ich finde es schön, dass du die Welt der ätherischen Öle mit dem Schreiben verknüpfst. Ich selbst bin auch Coach und schreibe auf meinem Blog unter http://www.kommundverweile.de und tauche seit ca. 1,5 Jahren in die Welt der Öle ein. Gerade finde ich es ein bisschen schade, dass Bielefeld ganz schön weit weg von Leipzig ist, sonst wäre ich gern bei einem deiner Offline Angebote dabei. Auch dieser Text spricht mich sehr an. als Mutter von drei Kindern und als im HomeOffice Arbeitende taste ich mich immer mehr an kreativen Freiraum heran und wenn es denn gelingt, genieße ich es sehr. Ich sende dir liebe Grüße, Christiane
Liebe Christiane, vielen Dank für deinen wertschätzenden Kommentar. Wie schön, dass Du mich gefunden hast! Ich freue mich jetzt auf einen Austausch über unsere Erfahrungen in der Welt der ätherischen Öle. Und schreibe Dir noch einmal eine Mail. Vielleicht hast Du ja irgendwann einmal Lust, an einem Online-Workshop teilzunehmen. Ich halte Dich gern auf dem Laufenden und wünsche Dir weiterhin viel Schaffensfreude und Energie. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es als berufstätige Mutter mit drei Kindern nicht so einfach ist, sich kreativen Freiraum zu nehmen. Umso mehr freut es mich, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir zu schreiben. Ich freue mich sehr, wenn ich erfahre, dass meine Website und Texte gelesen werden und inspirieren. Ganz herzliche Grüße nach Leipzig, Gabriele