Ich werde schreiben lernen!

Mit großen bernsteinfarbenen Augen schaue ich aus dem Getreide heraus, die Löffel auf Empfang, die Fühler im Wind. Wogend in berauschenden Gelbnuancen neigt sich das Getreide in der warmen Brise. Ich bin ganz leise und wage kaum zu atmen. Vor mir am Gartentisch sitzt eine schöne Frau, sie schreibt und sieht dabei unendlich glücklich aus.

„Das Schreiben muss eine wohltuende, erfüllende Tätigkeit sein“, denke ich. Schade, dass ich im Hasenunterricht nicht gelernt habe zu schreiben, denn schon als kleiner Hase träumte ich davon.

Ich wage mich aus der Deckung des Korns hervor und hoppele vorsichtig zu ihr hin. Sie schaut vom Papier auf und lächelt mich an. „Wer bist du denn? Du bist aber ein wunderschöner Hase, mit klugen Augen und seidigem Fell“, sagt sie sanft zu mir, wohl darauf bedacht mich nicht zu erschrecken.

Ich bin gerührt, setze mich aufrecht hin und genieße ihre schmeichelhaften Worte.

Dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und frage sie leise: „Kannst du mir bitte zeigen, wie man schreibt? Du siehst beim Schreiben so glücklich aus, das wünsche ich mir auch zu können.“

Sie betrachtet mich einen kurzen Moment nachdenklich, rückt dann freudig den Stuhl zurück und fragt mich, ob ich auf ihrem Schoß sitzen möchte. Natürlich möchte ich das und springe mit einem leichtfüßigen Satz zu ihr hoch.

Mir wird heiß und kalt vor Aufregung, ein Glücksgefühl durchströmt mich.

Der erste Schritt ist getan: ICH WERDE SCHREIBEN LERNEN!

Text: Ute Adam
Foto: mirkograul / Adobe Stock

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